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Route 66 – Der Weg in den Westen

Die Route 66 erstreckte sich von Chicago bis Santa Monica. Die alte Straße wurde von den Interstates ersetzt und ist heute nur mehr teilweise befahrbar. Für Nostalgiker und Genießer ist sie jedoch idylisch. Unsere Reise auf diesem Legendären Weg begann in Albuquerque.

Highway to Hell

Unser Weg Richtung Westen führte uns entlang der Route 66, durch die Wüste, vorbei an rot schimmernden Felsen, in der Zeit zurückgebliebenen Städten und einen starken Schneesturm.

Nach zwei Stunden Autofahrt machten wir einen Stopp in Gallup. Inzwischen war es dunkel geworden. Wir kauften uns Proviant bei Albertsons und holten uns danach eine gute chinesische Suppe nebenan bei Dragon Express Chinese Cuisine.

Eineinhalb Stunden später erreichten wir Holbrook, wo wir uns spontan dazu entschieden, die Nacht zu verbringen. Wir verbrachten die Nacht im Quality Inn. Das erste Motel auf unserer Reise. Unser Zimmer war im 1. Stock. Ich war begeistert vom hohen Standard. Ich hatte mir einen so tollen Komfort nicht erwartet.

Nach einem guten Frühstück bei Burger King am nächsten Tag, setzten wir unsere Reise fort.

Nach wenigen Minuten entdeckten wir Indianerzelte. Es war das berühmte Wigwam Motel von Holbrook.

Wigmam Motel

Die Hölle von Arizona

Nach einigen Minuten Fahrzeit prallten erste Schneeflocken auf die Windschutzscheibe. Wenige Augenblicke später befanden wir uns im tiefsten Schneechaos. Ab Flagstaff war es so schlimm, dass die Fahrbahn mittlerweile nur mehr einspurig befahrbar war. Die Windschutzscheibe war innerhalb kurzer Zeit total eingefroren und ich konnte nur mehr wenig sehen. Wir nahmen die Abfahrt 178 (Parks Rd) und hielten bei der Tankstelle Texaco, um unser Auto wieder vollzutanken, die Windschutzscheibe abzukratzen, die Toilette zu besuchen und anschließend so schnell wie möglich von hier wegzukommen.

Als wir die Straße zurückfuhren, um auf die Interstate zu kommen, stellten wir fest, dass die Abfahrt mittlerweile so hoch mit Schnee bedeckt war, dass es sehr unwahrscheinlich war da ohne Probleme runterzufahren. Anstatt das Risiko einzugehen, fuhr ich geradeaus und hoffte einen anderen Weg zu finden, um zurück auf die Interstate zu kommen.

Der Fahrer vor uns – wahrscheinlich ein Navajo – sah ebenfalls die Abfahrt und entschied sich ebenso lieber geradeaus zu fahren. Dort wo hinten links eine Fensterscheibe hätte sein sollen, hatte der Fahrer eine Decke zum „Schutz“. Ein Wahnsinn bei diesen eisigen Temperaturen.

Wir stellten bald fest, dass es geradeaus auch nicht viel weiter ging. Nach etwa 100 Metern standen wir vor einem Bahnübergang. Die Straße dahinter war gar nicht mehr sichtbar, sodass wir wieder umdrehen mussten. Wir standen mit dem Auto wieder vor der mit Hochschnee bedeckten Abfahrt. Der Fahrer vor uns entschied sich nicht runterzufahren und fuhr wieder Richtung Texaco. Daneben stand ein LKW, welcher anscheinend nur darauf zu warten schien was ich mache. Auch ihm war es offensichtlich zu riskant. Nun hieß es, jetzt oder nie. Ich versuchte mit genug Schwung zu fahren, aber es brachte nichts. Unser Wagen blieb im Schnee stecken. Nun standen wir also direkt bei der Abfahrt 178.

Meine Freundin schlug vor anzuschieben, doch das war nicht nötig, denn ich merkte der Wagen lässt sich noch leicht vor- und zurückschieben. Ich lenkte also in alle Richtungen fuhr vor, zurück, vor, zurück, usw. Nach nicht mal einer Minute schaffte ich es und wir rollten die Abfahrt runter.

Während wir runterfuhren bemerkten wir am Ende der Abfahrt einen zweiten LKW, der nicht weiterkam, denn wischen Abfahrt und Interstate sammelte sich auch ein großer Haufen Schnee. Doch diesmal hatte ich genug Geschwindigkeit, um gleich rüberzukommen und so holperten wir zurück auf die Interstate (Route 66).

Nur wenige „mutige“ wagten es zu überholen und wenn, dann sahen wir sie 200 Meter später irgendwo in einem Schneehaufen stecken. Ich weiß nicht wie es manche schafften senkrecht, also mit der Motorhaube im Schneehaufen und mit dem Heck Richtung Himmel zu „landen“. Später, als wir nur mehr mit Schrittgeschwindigkeit fuhren, sahen wir rechts von uns einen Abschleppwagen, welcher gerade einen PKW aus dem Schnee ziehen wollte und dabei selbst im Schnee ertrank. In dem Moment wusste ich, sollte es uns treffen, dann werden wir sehr lange, vielleicht sogar die ganze Nacht im Auto verbringen müssen. Es machte den Anschein als wären die Amerikaner auf sowas nicht vorbereitet. Später erfuhren wir über die Medien, dass dies eine absolute Ausnahmesituation war.

An diesem Tag wurde in Phoenix die niedrigste Temperatur seit 122 Jahren (1897) gemessen.(1) In Flagstaff Arizona wurden zuletzt 1915 so hohe Schneemengen gemessen.(2) In der Stadt Kingman wurde an diesem Tag der Rekord von 1932 mit 14 Inches gebrochen.(3) Auch in Stadtteilen von Los Angeles und in Las Vegas schneite es an diesem Tag.

Nach stundenlanger Fahrt durch die Hölle von Arizona wurde es langsam wieder klar am Himmel und der Schneefall hörte auf. Wir hatten Hunger und wollten die nächstbeste Abfahrt nehmen und uns dort ein Lokal suchen. Außerdem wollte ich das Auto noch volltanken.

Geburtsort der Route 66

Seligman, AZ

Seligman: Geburtsort der Route 66

Wir erreichten den Legendären Ort Seligman. Das wir hier am Geburtsort der Historischen Route 66 sind, wussten wir damals noch nicht. Wir hatten ehrlich gesagt keine Ahnung was das für ein Ort ist. Wir sahen überall „Route 66“ Schilder, rostige Oldtimers, bunte Wimpelketten und einige alte Motels. Man könnte meinen, dass hier einiges los ist, aber das Gegenteil war der Fall. Es erinnerte uns an eine Geisterstadt. Wir waren das einzige Auto auf der Straße und die Geschäfte sahen alle verlassen aus.

Seligman war auch das Vorbild für den Pixar Film „Cars„. Was wir mit dem Film bis heute verbinden ist, dass wir genau wie die Hauptfigur im Film, durch eine Kette von unvorhersehbaren Ereignissen, zufällig in dieser verlassenen Stadt gestrandet sind.

Unser Hauptplan war das Monument Valley und den Grand Canyon zu besichtigen. Doch durch die Schneewarnung auf der offiziellen Homepage der Nationalparks, entschieden wir uns für den sicheren“ Umweg auf der Route 66. Wäre dann hier kein Schneechaos entstanden, dann wären wir schon längst durchgefahren bis Las Vegas. Doch nun sind wir hier.

Die Lokale und Shops sahen, wie bereits erwähnt alle geschlossen aus. Nach einiger Zeit fanden wir eines das recht einladend aussah.

Westside Lilo‘s Cafe

Seligman, AZ

Lilo’s Cafe ist ein Restaurant mit einer langen Geschichte, welche man sich auf der Homepage des Lokals durchlesen kann. Die Auswahl an Speisen ist recht breit. Es gibt Wiener Schnitzel, Steaks, Sandwiches, deutsche Bratwurst und vieles mehr. Es ist also eine Mischung aus deutschen und amerikanischen Speisen. Wir nahmen beide dasselbe, eine Spezialität des Hauses – Country Fried Steak. Ein paniertes Steak mit einer Rahmsoße.

Das Restaurant ist an den Wänden ausgestattet mit deutschen Nummernschildern, Familienbildern und Jagdtrophäen. Es gibt auch einen kleinen Souvenirshop. Vom Personal konnten wir einen lustigen, netten Mann kennenlernen. Wie schon in Albuquerque waren die Leute auch hier sehr freundlich. Wir erzählten dem Kellner von unserem Trip und zeigten ihm Fotos vom Schneechaos. Er hat nur gelacht.

Westside Lilo’s Cafe
Unser Nissan musste schon einiges mitnehmen

Nach dem Essen wollten wir weiter Richtung Las Vegas. Wir tankten bei Chevron und kauften noch ein paar Souvenirs. Nach einer Stunde, kurz vor der Stadt Kingman – es wurde bereits dunkel – begann es wieder heftig zu schneien und ich sagte, dass ich für heute genug von dem Schnee habe.

Arizona Inn

Kingman, AZ

Die Nacht verbrachten wir in Kingman im Arizona Inn. Wir hatten das Glück, dass wir im Erdgeschoss waren und die Koffer nicht wieder rauftragen mussten und dass die Tür zu unserem Zimmer genau vor unserem Parkplatz war. Auch in diesem Motel war der Komfort sehr gut. Ich würde hier jederzeit wieder übernachten. Dass die Stadt Kingman auch ein sehr beliebtes Ziel für Route 66 Liebhaber ist wussten wir damals auch nicht, aber wieder hat uns das Schicksal hierher geführt. Hätte es nicht wieder zu schneien begonnen, wären wir hier nicht abgefahren.

In der Nacht hatte meine Freundin auf einem Bein starke Schmerzen. Wir vermuteten eine Thrombose wegen der langen Autofahrt. Die Dame an der Rezeption empfahl uns einige Urgent Cares. Es war 7 Uhr morgens während meine Freundin im Auto wartete bis ich das Eis von der Scheibe abgekratzt habe. Als ich das tat, öffnete sich plötzlich eine Zimmertür. Zuerst dachte ich da will sich jemand über den Krach, den ich um diese Uhrzeit mit dem Eiskratzer machte beschweren. Hinter der geöffneten Tür stand ein etwas älterer Mann. Bis auf die Unterhose hatte er nichts an. Er sah mich an und fragte ob es draußen kalt ist. Anschließend scherzte er noch etwas und lachte als er wieder ins Zimmer zurückging. Auch um 7 Uhr in der Früh sind die Leute hier offensichtlich schon gut gelaunt.

Das erste Urgent Care welches wir besuchen wollten hatte schneefrei. Beim zweiten hatten wir Glück, mussten aber durch einen halben Meter Schnee stapfen, um zum Eingang zu gelangen. Bei der Anmeldung musste gleich gezahlt werden bevor es zur Untersuchung ging. Es waren etwa 140 US Dollar dafür, dass sie nichts finden konnten und wir erst ins Krankenhaus mussten um das genauer zu untersuchen. Dort gab es eine Ultraschalluntersuchung. Eine Thrombose wurde nicht festgestellt. Wir konnten also beruhigt unsere Tour fortsetzen. Die 140 US Dollar und die kosten vom Krankenhaus wurden später von der Reiseversicherung beglichen.

Wir besuchten – für uns das erste Mal – ein Taco Bell Restaurant in Kingman. Anschließend setzten wir unseren – bis jetzt eisigen – Weg nach Las Vegas fort.

Unsere Kicks auf der Route 66 haben wir bekommen.


Die Stadt die niemals schläft

Viva Las Vegas

Unser Weg auf der Route 66 endet hier. Der Highway 93 soll uns in die fabelhafte Stadt führen. Doch zuerst müssen wir durch die Wüste Nevadas.

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